Chronisch krank im Job: Herausforderungen und Möglichkeiten

Chronische Erkrankungen sind in der heutigen Gesellschaft weit verbreitet. In Deutschland leiden etwa 40 Prozent der Bevölkerung an einer oder mehreren chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Multipler Sklerose oder Depressionen – und viele von ihnen sind berufstätig. Doch welche Herausforderungen stellen sich für Menschen mit chronischen Erkrankungen im Job? Und wie können Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen anpassen, um Betroffene besser zu unterstützen? In diesem Artikel beleuchten wir die Situation und zeigen Möglichkeiten auf.

Herausforderungen für chronisch kranke Menschen im Berufsleben

Chronisch kranke Menschen stehen oft vor besonderen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Dazu zählen unter anderem:

1. Körperliche und psychische Belastung: Viele chronische Erkrankungen gehen mit Erschöpfung, Schmerzen oder Konzentrationsproblemen einher. Eine Vollzeittätigkeit kann unter diesen Bedingungen eine enorme Herausforderung darstellen.
2. Stigmatisierung und mangelndes Verständnis: Nicht alle Kolleg*innen oder Vorgesetzten haben Verständnis für die Bedürfnisse von chronisch Kranken. Dies führt oft dazu, dass Betroffene ihre Erkrankung verschweigen, was den Druck erhöht.
3. Unvorhersehbarkeit der Symptome: Viele chronische Krankheiten verlaufen in Schüben oder sind unberechenbar. Das kann zu unplanbaren Fehlzeiten führen und birgt die Gefahr, als unzuverlässig wahrgenommen zu werden.
4. Fehlende Flexibilität: Starre Arbeitszeiten, mangelnde Homeoffice-Möglichkeiten oder ein nicht barrierefreier Arbeitsplatz erschweren es chronisch kranken Menschen oft, ihre beruflichen Aufgaben zu erfüllen.

Möglichkeiten: Wie Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen anpassen können

Unternehmen haben die Chance, ihre Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass auch Menschen mit chronischen Erkrankungen erfolgreich und zufrieden arbeiten können. Hier sind einige Ansätze:

1. Flexible Arbeitszeitmodelle

Flexibilität ist für viele Betroffene entscheidend. Gleitzeit, Teilzeit oder individuelle Arbeitszeitmodelle können es ermöglichen, die Arbeit an die gesundheitlichen Bedürfnisse anzupassen. So können beispielsweise Pausen oder reduzierte Arbeitsstunden eingeplant werden, ohne dass der Arbeitsalltag darunter leidet.

2. Möglichkeiten für Homeoffice

Homeoffice bietet chronisch Kranken die Chance, in einer kontrollierten Umgebung zu arbeiten, die besser an ihre Bedürfnisse angepasst ist. Es reduziert den Stress durch Pendeln und kann dabei helfen, Energie zu sparen.

3. Barrierefreiheit und ergonomische Arbeitsplätze

Ein barrierefreier Arbeitsplatz ist nicht nur für Menschen mit körperlichen Einschränkungen wichtig. Ergonomische Möbel, spezielle technische Hilfsmittel oder ruhige Arbeitsbereiche können dazu beitragen, dass chronisch Kranke ihre Arbeit besser bewältigen.

4. Offene Kommunikation und Schulungen

Das Unternehmen sollte nach außen kommunizieren, dass auch Menschen mit chronischen Erkrankungen willkommen sind und im Unternehmen darauf Rücksicht genommen wird.

Ein offener Umgang mit dem Thema „Chronische Erkrankungen“ kann das Verständnis im Team fördern, denn nicht immer ist eine Krankheit offensichtlich. Wenn andere zu wenig darüber wissen, kann das zu zusätzlichen Problemen führen. Rheuma, beispielsweise, verläuft meistens in Schüben, sodass dazwischen nahezu beschwerdefreie Zeiten liegen können.

Unternehmen sollten Schulungen und Sensibilisierungsprogramme für Mitarbeiter*innen anbieten, um Vorurteile abzubauen und für Kolleginnen und Kollegen nachvollziehbar zu machen, dass Betroffene an einem Tag gesund erscheinen und bereits am nächsten arbeitsunfähig sind.

5. Betriebliches Gesundheitsmanagement

Maßnahmen wie gesundheitsfördernde Angebote, Coachings oder der Zugang zu betrieblichen Sozialdiensten können chronisch kranken Mitarbeitenden helfen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Auch die Zusammenarbeit mit externen Expert*innen kann wertvolle Unterstützung bieten.

6. Rechtliche Rahmenbedingungen nutzen

Auch wenn das Arbeitsrecht in Deutschland rein zweiteilig ist, das heißt man ist entweder arbeitsfähig oder arbeitsunfähig – es gibt keine Teilarbeitsunfähigkeit - so haben chronisch Kranke in vielen Fällen rechtliche Ansprüche auf bestimmte Maßnahmen, etwa durch das Schwerbehindertenrecht. Es besagt, dass Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen verpflichtet sind, wenigstens fünf Prozent der Stellen mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Ebenso bedeutend kann für chronisch kranke Menschen das Recht auf Gleichstellung sein. Hierbei kann sich die Person, wenn sie einen Grad der Behinderung von mindestens 30 und von unter 50 hat, mit schwerbehinderten Menschen gleichstellen lassen.

Unternehmen können durch eine rechtzeitige und kompetente Beratung sicherstellen, dass sie diese Rahmenbedingungen optimal umsetzen.

Die Vorteile für Unternehmen

Die Integration chronisch kranker Menschen in die Arbeitswelt ist nicht nur eine soziale Verpflichtung, sondern bietet auch wirtschaftliche Vorteile. Unternehmen profitieren von einer vielfältigen Belegschaft, steigern ihre Attraktivität als Arbeitgeber*in und können durch geringere Fehlzeiten und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit langfristig Kosten sparen.

Inklusion für eine bessere Arbeitswelt

Die Arbeitswelt für chronisch kranke Menschen zu verbessern, ist eine gemeinsame Aufgabe von Unternehmen, Politik und Gesellschaft. Durch flexible Arbeitsmodelle, offene Kommunikation und gezielte Unterstützung können Arbeitgebende dazu beitragen, die Herausforderungen für Betroffene zu reduzieren. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von engagierten, loyalen und motivierten Mitarbeitenden, die trotz ihrer Erkrankung wertvolle Arbeit leisten können.

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