Sexuelle Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft-1

Sexuelle Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft

27. Juni 2023

Die sexuelle Selbstbestimmung ist ein lang diskutiertes Thema in Europa, insbesondere in Deutschland. Der Begriff meint das Recht jedes einzelnen Individuums, über seine eigene Sexualität selbst zu bestimmen. Dies beinhaltet unter anderem auch die freie Entscheidung zur Fortpflanzung, Information, Beratung und Bildung sowie das Verbot von Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung. 

Leider gibt es immer noch Auswüchse gegen diese erlangten Freiheiten. Homophobie ist noch immer kein Fremdwort, sondern kommt öfters vor, als man es vermuten mag. Woher stammen diese Vorurteile und Denkweisen? Und wie entwickelte sich die sexuelle Selbstbestimmung im Laufe der Zeit? Eine kleine Zeitreise in unserer Vergangenheit. 

Die Geschichte der sexuellen Selbstbestimmung in der Antike 

Bereits in der Antike setzten sich die Menschen mit unterschiedlichen Sexualitäten auseinander. So war es im alten Griechenland nicht unüblich, dass homosexuelle Paare ihre Liebe offen zeigten. In der Antike gab es eine wesentlich andere Einstellung zur Homosexualität als heute. In einigen antiken Kulturen wurde sie praktiziert und akzeptiert, während sie in anderen strikt verpönt war.  

In der griechischen Kultur gab es eine Akzeptanz von Homosexualität, die sich in vielen literarischen und künstlerischen Werken aus der Zeit widerspiegelt. Es gibt zum Beispiel zahlreiche Darstellungen von männlichen Paaren in der Kunst und Literatur. Die griechischen Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles diskutierten ebenfalls die Natur der Homosexualität in ihren Schriften. 

In der römischen Kultur gab es ebenfalls eine gewisse Toleranz gegenüber Homosexualität. Es gab historische Berichte von prominenten römischen Männern, die gleichgeschlechtliche Beziehungen hatten. Der römische Kaiser Hadrian hatte zum Beispiel eine Beziehung zu seinem Geliebten Antinous. 

In anderen antiken Kulturen, wie zum Beispiel im antiken Ägypten oder im alten China, gibt es weniger Aufzeichnungen und Überlieferungen von homosexuellen Beziehungen. Daher ist es schwierig zu sagen, wie diese Kulturen mit Homosexualität umgegangen sind. 

Religiöse Ablehnung der sexuellen Selbstbestimmung – vor allem Homosexualität 

In der jüdischen und christlichen Kultur wurde die Selbstbestimmung in Bezug auf die sexuelle Orientierung strikt abgelehnt und es gab klare Vorgaben. So wurde Homosexualität grundsätzlich verboten und geächtet. Dies wurde in der Bibel deutlich gemacht und die Praxis der Homosexualität wurde unter Strafe gestellt. Im Mittelalter wurden homosexuelle Handlungen oft als Sünde angesehen und hart bestraft, teilweise sogar mit dem Tod. 

Der Umgang mit der sexuellen Orientierung und der Selbstbestimmung änderte sich langsam strafrechtlich erst mit dem Beginn der Aufklärung. So hatten Homosexuelle zwar weiterhin keine Gleichstellung vor dem Gesetz, jedoch wurden Straftaten gegen sie geahndet. Die öffentliche Auslebung blieb noch eine längere Zeit verboten. 

Sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland im 20. Jahrhundert  

Die geschichtliche Entwicklung der sexuellen Selbstbestimmung in Deutschland verlief im Verlaufe der Jahrzehnte sehr unterschiedlich. Während der Weimarer Republik, vor allem in den späten 1920er Jahren, wurde die Sexualität von vielen als persönlichkeitsbildend und bedeutsam angesehen und war in der Kunst sowie in den Medien präsent. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden jedoch zahlreiche Gesetze verabschiedet, die selbstbestimmte Sexualität streng reglementierten und mehrere homosexuelle Verhaltensweisen unter Strafe stellten. Im Verlaufe des Krieges wurden auch Homosexuelle in Konzentrationslager gesperrt. Man geht davon aus, dass etwa 15.000 homosexuelle Menschen rein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet wurden. Andere wiederum wurden toleriert, vor allem höherrangige Offiziere und NS-Funktionäre sowie bekannte Künstler*innen und Schriftsteller*innen, deren Homosexualität erst später herauskam. Sie sah man als notwendiges Übel an, um keine Unruhe im Volk zu schaffen. 

Nach den Kriegsjahren und der Befreiung durch die Alliierten wurde die Auseinandersetzung mit der sexuellen Selbstbestimmung wieder aufgenommen, insbesondere nach Gründung der BRD. In Westdeutschland standen die 1950er und 60er Jahre im Zeichen von gesellschaftlicher Liberalisierung. Der 1969 vom Bundestag beschlossene Paragraf 175 verbot sexuelle Handlungen zwischen Männern, wurde jedoch 1994 nach einer intensiven Debatte aufgehoben. In der DDR hingegen war das Thema Sexualität eher tabuisiert und wurde nur bedingt thematisiert. 

Sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland heute 

Heute gilt in Deutschland das Selbstbestimmungsrecht in Bezug auf die eigene Sexualität als selbstverständlich. Homosexuelle Beziehungen sind seit 2001 gesetzlich gleichgestellt, auch das Adoptionsrecht wurde 2013 reformiert. In Europa variiert die rechtliche Anerkennung sexueller Selbstbestimmung je nach Land. Während in den meisten Ländern die Ehe für homosexuelle Paare erlaubt ist, gibt es in zumeist osteuropäischen Ländern keine rechtliche Gleichstellung. Teilweise wird Homosexualität sogar öffentlich geächtet. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung der sexuellen Selbstbestimmung in Deutschland und Europa stark von Gesellschaft und Entwicklungsstand abhängt. 

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